Cthuloide Welten # 12
Rezension von Karsten Sassenberg

Die zwölfte Ausgabe des deutschen Cthulhu-Magazins enthält nach der üblichen Übersicht alle cthuloiden Neuheiten, welche seit der letzten Ausgabe erschienen sind.
Dann kommt „Disharmonie“, ein Abenteuer, welches in den 1920er Jahren in Nürnberg spielt. In der sechsten Ausgabe befand sich auch eine Regional-Beschreibung über Nürnberg. Wer keinen Zugang zu dieser Ausgabe hat, wird improvisieren müssen oder wie vorgeschlagen das Abenteuer in eine andere Epoche verlegen müssen. Dies wird aber natürlich etwas Arbeit vom Spielleiter erfordern. Ich gehe nicht sehr ins Detail, um jemanden, der dieses Szenario noch spielen wird, nicht die Spannung zu verderben. Ein Todesfall bringt die Spieler auf die Spur eines Hehlers, welcher dem Verstorbenen etwas verkauft hat, von dem eine tödliche Gefahr ausgeht. Und nicht nur das, es gibt noch andere Kunden, die ebenfalls ein solches Kleinod gekauft haben. Die SC begeben sich auf eine Hetzjagd, um die anderen unwissenden Käufer zu retten. Aber sie müssen feststellen, dass es noch andere Interessierte gibt, welche offensichtlich aus dem Straßenmusikanten-Milieu entstammen. Das Szenario ist darauf angelegt, dass die Spieler schnell handeln. Keine langwierigen Recherchen, langen Befragungen potentieller Zeugen etc. Recht schnell wird den Spielern klar gemacht, dass sie ganz schnell alle Käufer lokalisieren und ihnen ihre Errungenschaften abnehmen müssen.
Das Szenario ist sehr originell, actiongeladen und basiert auf tollen Ideen. Trotzdem hat es auch einige Knackpunkte, so muss der Spielleiter sehr aufmerksam sein, dass es keinen zu linearen Ablauf der Geschichte gibt. Er muss die SC behutsam führen, denn es könnte schnell passieren, dass die Spieler sich frustriert oder gar „geführt“ vorkommen.
Aber jeder SL, der hier die Tipps des Autors berücksichtigt, kann seiner Gruppe eine unvergessliche Jagd durch Nürnberg bieten!
Es folgt die Regionalbeschreibung „Köln - Klüngel, Kölsch und Karneval“, welche diese Stadt als Hintergrund für Szenarien vorstellt. Es ist alles da, was man braucht, Übersicht über die Stadtgeschichte, Museen, Hotels, der Dom, Lebensart der Kölner, das Pseudo-Bier „Kölsch“, welches wohl nur die Kölner wirklich mögen, usw. Was dem Artikel aber fehlt, sind die Abenteuerideen und spielfertigen, interessanten NSCs. Auch der Schreibstil ist etwas trocken.
Von diesen Mängeln abgesehen ist es gelungen.
Der Artikel „Das Voynich-Manuskript“ stellt dieses geheimnisvolle, real existierende (!) Buch vor. Niemand weiß, was auf den Seiten geschrieben steht und welche Pflanzen z.B. die Illustrationen zeigen. In vielen Büchern a la „Geheimnisee der Welt“ findet man auch Berichte über dieses Buch. Dieser Text geht aber viel weiter, so erfährt man, wer dieses Buch entdeckt hat, wer schon versucht hat, das Geheimnis des Textes zu lösen, und zum Schluss gibt es interessante Ideen, um das Buch in den Cthulhu-Epochen 1890, 1920 und NOW in das Spiel einzubringen. Klasse.
Mit „Der Dicke von der Mordinspektion“ wird als SC die Berliner Legende „Ernst Gennat“ für die 20er Jahre vorgestellt. Dieser Mann hat die Mordinspektion in Berlin/Deutschland mit seiner Arbeit revolutioniert und war ein begnadeter Kriminalist. Sein Leben und seine Arbeit werden kurz vorgestellt, so, wie er im Spiel auftauchen könnte. Jeder SL, der seine Cthulhu-Spiele in den 20ern in Berlin leitet, sollte in diesem Artikel interessante Ideen finden und seine Szenarien um historische Details bereichern können.
„Black Magic Music“ ist ein Bandlabel für CTHULHU NOW und stellt eine kleine, fiktive Plattenfirma vor, welche hauptsächlich Metalgruppen vertreibt, deren Musik und Texte nicht ohne Wirkung auf den Zuhörer bleibt. Nett, aber ein wenig kurz. Es folgt ein Interview mit Manfred Escher, der seit 2003 die Titelillustrationen für CTHLHU erstellt, aber auch für MIDGARD und PERRY RHODAN.
„Das Abfassen von Abenteuerszenarien“, sei es für einen Verlag oder im Internet, erläutert, wie man vorgeht und welche Erwartungen an die Struktur eines Szenarios gestellt werden.
„Die namenlose Seite“ enthält die Kurzgeschichte „Seltsame Freunde“, und es folgt wie gewohnt zum Abschluss ein Strip von „Unspeakable Vault (of Doom)“. Beides fällt in die Kategorie Humor.

Somit bietet auch Nr. 12 wieder eine schöne Mischung. Da aber die Abenteuer „Disharmonie“ und „Köln“ zusammen knapp 64 von 100 Seiten einnehmen, kann jemand, der an den 20er Jahren kein großes Interesse hat, zu kurz kommen. Allen anderen kann auch diese Ausgabe wieder für gerade mal 6 € getrost empfohlen werden.


Cthuloide Welten # 12
von Diversen
Pegasus Press; 2007
100 Seiten; € 6,00 (bei
Pegasus)