Cthuloide Welten # 7
Rezension von Karsten Sassenberg

Pünktlich zur Spielmesse ist auch die aktuelle Ausgabe erschienen, mittlerweile existiert das Magazin also schon seit 3 Jahren. Sternenkinder wie die Zeit vergeht, fast schon Äonen…..wenigstens im Rollenspielsektor.

Also, was wird dieses mal geboten? Natürlich eine Übersicht aller relevanten Neuerscheinungen für das Rollenspiel Cthulhu bzw. zu dieser Thematik.

In der Rubrik "Aus den Tiefen vergessener Bibliotheken" erfreut uns Wolfgang Schiemichen mit tieferen Eindrücken welche das lesen des "Von Unaussprechlichen Kulten" von Wilhelm van Junzt hinterlässt. Sehr stimmig und Humorvoll in Szene gesetzt, mit einigen schönen Seitenhieben auf Steffen Schütte. Dazwischen Mythostextfragmente, welche sich auch für eigene Szenarien einsetzen lassen.

Es folgt "Nickelnkulk", ein Abenteuer in den 20er Jahren in Deutschland von Steffen Schütte. Was ist denn das für ein beknackter Titel? Das war zumindest mein erster Gedanke. Dieser Name bezeichnet eine verrufene Gegend in Braunschweig, in die sich selbst die Polizei nur in Mannschaftsstärke traut. Das Abenteuer ist sehr abgefahren und zeigt sehr schön, was alles so möglich ist. Bestimmt kein "typisches" Mythos-Abenteuer, aber mit viel Liebe und Humor aufbereitet. Und das, obwohl es ja nur "geklaut" ist. Anhand dieses Abenteuers zeigt Steffen Schütte, wie man Ideen aus Film & Fernsehen für eigene Abenteuer aufbereiten kann, freilich so, dass es möglichst kein Spieler merkt. Für dieses Abenteuer dient eine Folge der alten TV-Serie "The Avengers" (deutsch "Mit Schirm, Charme und Melone") als Vorlage. Die Randbemerkungen dürften als Inspiration für eigene Beutezüge in Film und Fernsehen bestimmt Hilfreich sein.

"Des Wahnsinns fette Beute" ist ein Artikel über Geistesstörungen und wie diese sich im Rollenspiel auswirken. Schön geschrieben und mit vielen sehr netten Ideen. Gerade dieser Teil des Cthulhu-Systems stellt ja immer wieder für viele ein Hindernis dar, sei es für den Spielleiter oder für den Spieler. Hier wird Hintergrundwissen mit einfachen, aber für das Spiel effektiven Kniffen vermittelt. Lohnt sich genauer anzuschauen.

"Cthulhu Regionalia" erfreut uns mit Beschreibungen von Dresden und der sächsischen Schweiz. Solide geschrieben, mit Stadtkarte von Dresden und Landkarte der so genannten Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Dazu Abenteuerideen und viele Fotos. Auch ein kleines sächsisch-hochdeutsches Wörterbuch fehlt nicht, um die NSC auch "Einheimisch" im Spiel darstellen zu können. Dazu wird ein kleines Abenteuer-Szenario geliefert, welches in Dresden spielt. Beides solide, aber nicht so zündend wie die Regionalbeschreibungen in den letzten Ausgaben. Das heißt nicht, dass es schlecht ist, denn hier zeigt sich wieder die hohe Qualität von "Cthulhuoide Welten. Die Informationen reichen locker, um eigene Szenarien glaubwürdig in Dresden ansiedeln zu können. Und die Informationsmenge ist allemal größer als der Quellenteil des "Berlin"-Bandes.

In "Persönlichkeiten der 20er Jahre" wird uns ALEISTER CROWLEY vorgestellt, der Okkultist und Mystiker schlechthin. Er begegnet uns immer wieder in Rocksongs und Büchern. Und diesmal auch in Cthulhuoide Welten, auf über 9 (!) Seiten inklusive Spielwerten. Wer bisher noch nichts mit diesem Namen anfangen konnte, wird hier genügend Gründe finden, ihn in sein Spiel zu integrieren. Dazu noch einige Bilder des "Meisters".

Der Artikel "Der rasende Reporter" gibt jedem Hilfestellung, der einen Journalisten in Deutschland in den 20er Jahren spielen möchte, aber nicht so recht weiß, wie er sich das Arbeitsfeld vorzustellen hat. Ergänzt wird der Text mit differenzierten Beschreibungen verschiedener Berufsfelder des Reporters (z.B. Kolumnist, Radiosprecher), so dass der Spielercharakter entsprechend erschaffen werden kann.

Ein Bericht über das Cthulhu-Rollenspiel in Polen folgt. Es schließt sich ein Interview mit Francois Launet an, dem Zeichner der Cthulhu-Comics und diverser Titelbilder. Wie immer ist es schön, mal etwas mehr über die Leute zu erfahren, welche in irgend einer Form etwas zu diesem Rollenspiel beitragen.

Ein kurzer Artikel darüber, wie man mittelalterliche Handschriften anfertigt, und eine Umfrage zum Cthulhu-Rollenspiel beschließt den "ernsten" Teil dieser Ausgabe. Es folgen noch "die namenslose Seite" und der "Unspeakable Vault (of Doom)" von Francois Launet, welche wieder für einige Lacher gut sind.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich erneut enttäuscht wurde. Wieder kann ich nichts schlechtes über dieses Magazin sagen, Seufz. 6 € sind eine verdammt solide Geldanlage für das, was hier wieder geboten wird. Vielleicht ist die unsichere wirtschaftliche Lage eine Verschwörung der großen Alten, welche uns zwingen soll, die Ctulhuoide Welten zu kaufen, um uns so für ihre Botschaften empfänglich zu machen…..
Kurz: wieder eine gelungene Mischung zu einem mehr als günstigen Preis. Eine Menge brauchbare Sachen, welche wieder nur darauf warten, benutzt zu werden. Und dazu liest sich die "Cthulhuoide Welten" einfach nur schön und ist liebevoll aufgemacht. Was will der Cthulhu-Jünger mehr?


Cthuloide Welten # 7
von Diversen
Pegasus Press; 2004
100 Seiten; € 6,00 (bei
Pegasus)