Cthuloide Welten # 9
Rezension von Karsten Sassenberg

Pünktlich zur Spielemesse in Essen ist die also die neunte Ausgabe des Cthulhu-Magazins erschienen, und sie enthält zwei Abenteuer: "Kleine Freunde" spielt in der Gegenwart, in Wuppertal. Klingt ja nun wirklich nicht nach DER Region für eine gute Story, nicht wahr?
Aber das Gegenteil ist der Fall, und dazu ist es eine sehr moderne Geschichte, denn alltäglicher Hightech, wie sie jeder kennt (Mirkowelle, PC, Internet etc.), werden hier drin genutzt um einen Cthuloiden Horror ungewohnter Sorte zu erzeugen . Unter den Handouts ist auch eine Lidl-Quittung, dürfte das erste Abenteurer mit einem solchen Handout sein! Es wirkt sehr authentisch, dadurch sollte es die Spieler umso mehr in in Schrecken versetzen, denn man kennt dies ja alles aus dem Alltag, und es gibt ein wahrlich gelungenes Finale! Der Autor bietet sogar zwei davon an, ein "Standard-Ende" und ein Finale, welches Lovecraft bestimmt mehr als ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hätte!
Mehr möchte ich nicht zum Inhalt sagen, dieses Szenario zeigt sehr gut, dass man CTHULHU auch im Hier und Jetzt spielen kann! Das zweite Abenteuer "Die Priester der Krähen" kann hier nicht mithalten. Es ist atmosphärisch, spielt in Travemünde in den Zwanzigern, hat mehrere Wendungen, aber es bleibt zweite Wahl. Trotzdem übertrifft es an Originalität, vom Layout und Umfang der Seiten nahezu jedes Abenteuer, welches in anderen Magazinen veröffentlicht wurde. Also zwei große Portionen äußerst spielbares Material, mal schauen, was uns der Rest bietet. "Der Eintänzer" aus der Reihe vergessener Bibliotheken von Wolfgang Schiemichen bietet eine herrliche, eher lustig-satirisch wirkende Darstellung, was einer Gruppe "Esoterikern" an einem Wochenende widerfahren kann, wenn die Gruppenleiter sich für ihr Programm der falschen Literatur bedienen. Sehr amüsant und ebenfalls hervorragend geeignet, um in einer Kampagne benutzt zu werden, z.B. wenn die SC als Ermittler versuchen herauszufinden, was an diesem Wochenende dort geschah. Oh, ein Artikel über "F.W. von Junzt"! Dieser war schon auf der Titelseite der achten Ausgabe erwähnt worden. Also hat es der Autor des schwarzen Buches geschafft, sich aus der Affäre zu ziehen, aber der CW-Redaktion ist es dann wohl doch gelungen, ihn zu stellen. "Das Stadtmuseum" ist die Fortsetzung einer in Nr. 8 begonnen Reihe über "Generische Orte" welche jedem Spielleiter als "Steinbruch" für Ideen dienen sollen. Das "Museum" hat mir nicht so ganz so gut gefallen wie der "Friedhof". Aber ebenso wie "van Junzt" bestens geeignet, um im Spiel benutzt zu werden. Mit ausgearbeiteten NSCs, prima für unerfahrene Spielleiter (oder solche, die nicht so gut in Tagesform sind), um fix diesen Ort "lebendig" darzustellen.
Abgerundet wird diese Ausgabe mit einen William-Jones-Interview (Autor des englischen Bandes "Secrets of New York"), einem Artikel über das richtige Recherchieren historischer Hintergründe für das Spiel, einer Anleitung, wie man Handouts z.B. in echter Keilschrift (!) bastelt, einem Artikel über Expeditionen in unbekannte Länder, Cthuloide News und der "Namenlosen Seite".

Puh, wie immer 6 Euro für eine verdammt große Menge guten Stoffes (99 Seiten). Da wird man richtig süchtig. Gut, dass man ja immer 6 Monate Zeit hat, den Inhalt zu verdauen, gesitig wie auch spielerisch.
Übrigens: Im Vorwort wird schon angedeutet, dass Ausgabe 10 (Jubiläum!) mit einigen Extras daherkommen soll. Leute, kaufen! Bei der Qualität der vorliegenden 9 Ausgaben darf man gespannt sein was dann Nr. 10 zu bieten hat!


Cthuloide Welten # 9
von Diversen
Pegasus Press; 2005
100 Seiten; € 6,00 (bei
Pegasus)