Jenseits der Schwelle
Rezension von Karsten Sassenberg

Der 4. Band der "Cthuloide Welten Bibliothek" beinhaltet 4 Abenteuer, welche alle in den 1920ern spielen, aber in unterschiedlichen Regionen.

"Flüssige Finsternis" spielt in Berlin und beginnt damit, dass die SC der Polizei bei der "Transaktion" gewisser Bücher helfen. Das Unternehmen ist nicht ganz legal und führt zu weiteren Verwicklungen. Und dann wird in der Preußischen Staatsbibliothek ein Einbrecher entdeckt, der sich apathisch in einem geöffneten Schrank "versteckt". Er steht mit dem Gesicht zum Schrankinneren, und seine Entdecker erblicken nur seinen Rücken. Er hatte anscheinend schon seine Beute erlangt, ein handschriftliches Manuskript, welches er noch in den Händen hält. Stumm lässt er sich abführen. Die SC werden in ihren Ermittlungen einer Spur nach Danzig folgen, um dort schließlich in einer psychiatrischen Anstalt in ein Geflecht seltsamer Ereignisse verwickelt zu werden und einen furiosen Showdown zu erleben. Sehr stimmungsvoll gestaltet und mit einer Karte von Danzig und nützlichen Adressen ausgestattet, ist dies ein sehr gelungener Auftakt für den Band.

"Der Herr der Winde" spielt Großbritanien. Die SC sind Gast bei einem Adeligen und nehmen an einer Fuchsjagd teil. Während sie auf einer Lichtung darauf warten, dass der Fuchs erscheint, um ihn dann der Jagdgesellschaft zutreiben zu können, machen sie Bekanntschaft mit einem unbekannten Reiter, welcher aus dem Unterholz hervorgebrochen kommt. Sein Pferd geht durch und schüttelt den Unbekannten ab, welcher diesen Sturz nicht überlebt. Kurz darauf erscheinen die Verfolger, Gestalten in dunklen Roben und zu Pferd. Der Tote hat etwas bei sich, einen Reif, offenbar aus einem Grabmal. Auf ihrer Suche, das Geheimnis zu lüften, welches den Reif und seinen verstorbenen Besitzer umgibt, werden die SC ein Abenteuer erleben, das sich als eine gelungene Fantasy-Parodie entpuppt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Sehr geradlinig und actionlastig, aber auch mit besagten parodistischen Einlagen, ist es sehr gut für Einsteiger und Fans von Fantasy-Settings geeignet. Auch dieses Abenteuer ist mit nützlichen Informationen versehen, so dass der Spielleiter "leichtes Spiel" haben sollte.

"Die Plantage" ist das einzige Abenteuer, das übersetzt wurde. Es stammt aus dem amerikanischen Band "Mansions of Madness". Es beginnt in Arkham, wo die SC einem farbigen kleinen Jungen begegnen. Um ihm zu helfen, reisen sie nach South Carolina auf die titelgebende Plantage. Dort entpuppen sich manche Bewohner als viel älter, als sie sein dürften, und die SC müsse sich letztendlich entscheiden, ob sie es wagen können, dem Schlangengott Yig einen Dienst zu verweigern? Schließlich gibt es sehr viele Schlangen in den Sümpfen. Aber auch Voodoo und Zombies bedrohen die SCs. Die deutsche Version besticht im Gegensatz zum Original durch die vielen stimmungsvollen Fotos und die liebevoll gezeichneten Grundrisspläne. Ein Klassiker, der zu Recht nun dem deutschen Publikum zugänglich gemacht wurde.

In "Das Schloss in den Bergen" entdecken die SC, dass einer der ihren unter einem furchtbaren Familienfluch leidet. Das Abenteuer beginnt in Amerika, in einer beliebigen Stadt an der Ostküste. Der "Verfluchte" sieht sich durch Geisterreiter bedroht, welche zuerst nur er sehen kann. Aber Untersuchungen der Bedrohung bringen die SC zu dem Schluss, das dieser Fluch schon lange auf der Familie lastet und dass er sich nur stoppen lässt, wenn man den Ort aufsucht, von dem er ausgeht. Und dabei handelt es sich um ein Schloss, welches in den Bergen von Transsylvanien liegt. Welches Geheimnis umgibt dieses alte, bedrohliche Gemäuer und seinen Herrn, einen Grafen? Dieses Abenteuer stellt von allen im Band enthaltenen meiner Ansicht nach die höchsten Anforderungen an den Spielleiter. Es basiert auf einer originellen Idee, welche aber gar nicht so leicht umzusetzen ist. Der Autor gibt aber sehr nützliche Tipps, mit welcher Absicht man die Szenen im Schloss gestalten sollte und welche Filme/Bücher als Inspiration dienen können.

Man bekommt 162 Seiten voll origineller Abenteuer, welche wie gewohnt sehr liebevoll aufgemacht in einem schönen Softcover daherkommen. Natürlich sind auch wieder auf sehr hohem Niveau gestaltete Handouts und tolle Fotos enthalten. Diesen Band kann man wie seine Vorgänger nur empfehlen, wobei dieser sich an diejenigen richtet, die nur in den 1920ern spielen.


Jenseits der Schwelle
von Diversen
Pegasus Press; 2005
162 Seiten; € 19,95 (bei
Pegasus)