Wenn Engel fallen
Rezension von Karsten Sassenberg

Nun ist es da, das erste offizielle Abenteuer für das "Hexer von Salem"-Rollenspiel. Ein dünnes Heft mit 44 Seiten und kartoniertem Cover. Wirkt eher wie eine Sonderausgabe der "Cthuloiden Welten". Auf dem Cover wird darauf hingewiesen, dass in dem Heft eine brandneue "Hexer"-Kurzgeschichte enthalten ist. Somit haben die Autoren Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler nun auch literarisch den Hexer in den 20er Jahren ankommen lassen. Die bisher veröffentlichten Geschichten spielten bisher von ca. 1860 - 1918, die diversen Zeitreisen nicht einberechnet. Die Kurzgeschichte "Der Sturmbringer" ist sozusagen die Einleitung zum Abenteuer "Wenn Engel fallen". Dies bedeutet, dass die ganz nett zu lesende Geschichte die Seiten 4 - 15 belegt. Also verbleiben 28 Seiten für den Abenteuertext, die letzte Seite enthält Werbung Das Vorwort weist darauf hin, dass das Abenteuer sehr geradlinig ist und sich speziell an Anfänger wendet. Und das stimmt auch.
Zur Handlung: Die Spieler sind an Bord eines Passagierflugzeuges, welches auf seinem Jungfernflug ist. Ziel ist Australien. Da übernimmt mitten auf dem Meer eine geheimnisvolle Macht die Kontrolle und lenkt den Flieger zu einer einsamen Insel - mit Dschungel, einem kleinen Dorf und einem großem Berg. Dies können die SC noch während ihrer "kontrollierten" Bruchlandung entdecken. Dann erkunden sie die Insel und stellen fest, dass deren Bewohner aus der ganzen Welt stammen. Diese Verhalten sich höchst seltsam, und die SC müssen herausfinden, wer dahinter steckt. Und vor allem, warum sind auch die SC hier? Wer hat alle Personen auf dieser Insel versammelt? Mehr kann ich zur Handlung nicht sagen, ohne nicht zu viel an Spannung zu zerstören, falls man das Abenteuer noch spielen möchte.
Für Rollenspiel-Anfänger und Unerfahrene mag das Abenteuer ganz nett sein. Für erfahrene Spieler passiert aber zu wenig. Die ganze Geschichte wirkt typisch pulpig, die typische Insel, wo ein ganz, ganz großer Bösewicht seine Festung hat und Böses plant. Das Abenteuer ist so konzipiert, dass der Spielleiter nicht viel falsch machen kann. Im gesamten Text sind Hilfestellungen für die jeweiligen Situationen eingefügt. Anfänger werden wohl auf ihre Kosten kommen, aber im Vergleich zu dem furiosen Einstiegsabenteuer im "Hexer-Regelwerk verblasst dieses Abenteuerchen. Da hätte man die Veröffentlichung umtauschen und dieses in den Regelband einfügen sollen. Ein, zwei Ideen und Wendungen sind nett, überzeugten mich aber nur wenig. Ich hätte einfach mehr erwartet.
Gut, das Abenteuer ist preiswert und in der Aufmachung solide. Es werden auch Ideen für Anschlussabenteuer geliefert. Dennoch lautet meine Meinung: für Anfänger und totale "Hexer"-Fans.
Alle Anderen warten besser auf die nächsten Veröffentlichungen, auch wenn sie bis dahin selber Abenteuer schreiben oder sich an die veröffentlichten "normalen" Cthulhu-Abenteuer halten müssen.


Der Sturmbringer
von Matthias Oden (Kurzgeschichte "Der Sturmbringer" von Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler)
Pegasus Press; 2006
44 Seiten; € 9,95 (bei
Pegasus)