Die Kirche der Boristi

von Ingo Tschinke (und Peter Metcalfe)

Der Westen von Genertela wird beherrscht von der Religion des Unsichtbaren Gottes und dessen Propheten Malkion. Alle Anhänger der verschiedensten Sekten und Abarten dieser Religion nennen sich selbst Malkioni. Die Kirchen der Rokari (in Seschnela und Ralios) und die der Hrestoli (in Loskalm und an der Burgenküste) sind die Mächtigsten unter diesen Sekten. Aber gerade in Ralios existieren noch viele kleine Sekten und Ketzereien (wie sie von anderen betrachtet werden), die eine sehr wechselvolle Geschichte und Entwicklung aufweisen können. Ralios war in den vergangenen Zeitepochen stets eine Region, die den verschiedensten Strömungen der Religionen ausgesetzt war. Im ersten Zeitalter war dies der Einfluss des Goldenen Imperiums des Nysalor, welcher durch den Helden Arkat zerstört wurde, der danach sein eigenes Dunkles Imperium in Ralios gründete; im zweiten Zeitalter - dem Zeitalter der Imperien - war dies der Einfluss der Gottlerner und im dritten Zeitalter die verschiedenen Eroberungsversuche Seschnelas und die Kreuzzüge der Rokari-Kirche, die zur Vernichtung der Ketzer von Ralios führen sollte. Eine dieser Sekten in Ralios sind die Boristi; sie ist die meist gehasste und mysteriöseste aller Religionen von Ralios. Dieser Artikel soll etwas mehr Klarheit über die Anhänger dieser Kirche bringen, die man in Ralios als Squids (Tintenfische) bezeichnet, da sie sich das Chaos zu eigen machen.

Ich beginne die Darstellung des Westens Gloranthas mit den Boristi, obgleich diese unter den Religionen des Westens wahre Exoten sind, allerdings eignen sie sich sehr gut für den Einsatz in den verschiedensten Abenteuern in Ralios, da sie zumeist sehr unstrukturiert sind und keine Zentralautorität besitzen. Es werden aber auch noch andere Beschreibungen folgen.
Wie bei vielen Anhängern einzelner Religionen des Westens haben auch die Boristi selbstverständlich in Bezug auf ihre Religion eine ganz andere Sicht der Dinge, als die derjenigen, die diese Kirche als Ketzerei betrachten oder sie sogar der Realität entspricht. Es folgt nun die Darstellung der Kirche, wie sie z.B. einem neuen Anhänger der Kirche von St. Borist dargestellt wird:

Geschichte der Kirche der Boristi
Die Heilige Kirche von Borist wurde während der Gbaji-Kriege von dem heiligen Mönch Quantan van deen Borist gegründet. Er erkannte, dass die Agenten des Teufels, man nennt ihn auch Gbaji, versuchten, das Volk von Ralios durch die dämonischen Irrlehren ihres Meisters zu verführen. Er stellte sich dem entgegen und gründete den Heiligen Ordern der Borist. Einer seiner Streiter war ein Ritter aus dem Westen, namens Arkat. Er war einer der größten Helden dieser Zeit. Er zeigte Quantan van deen Borist die Geheimnisse der Agenten, so dass diese besser vernichtet werden konnten. Dieses Geheimnis nennt man die Erleuchtung. Die Erleuchtung machte es den Streitern gegen das Chaos einfacher, die teuflischen Beweggründe der Dämonen zu verstehen. Doch die Gefahr war groß, selbst den Dämonen anheim zu fallen. Aus diesem Grunde entwickelte Quantan van deen Borist die Zeremonie der Reinigung von allem Bösen, so dass einjeder Anhänger seiner Kirche gefeit sei, gegen die Verführungen des Teufels, und er die Erlösung durch die Freude des Herzen erfahren möge. Jeder, der dem Glauben an andere Götter oder falsche Heilige anheim fällt, wird diese Reinigung nicht empfangen können und wird auf ewig verdammt sein.
Er lehrte uns auch, wie man die Lebensenergie den Kreaturen des Chaos zu entziehen hat, um sie zu vernichten und ihnen das Wenige, was sie an Positivem in sich tragen zu entziehen. So erhielten die Streiter gegen das Chaos Kraft und geistige Stärke, um Gbaji zu vernichten.
Seit dieser Zeit kämpfen die Streiter gegen das Chaos in ganz Ralios, gegen die Verbreitung der Dämonen Gbajis. Überall ist Chaos, und wer nicht durch die Zeremonie von Borist gereinigt wurde, trägt das Chaos stets in sich. Arkat war zu der Zeit allerdings abgefallen an die heidnischen Barbaren, um zusammen mit ihnen den Teufel zu zerstören, wie er es Quantan van deen Borist versprochen hatte. Doch er wurde selbst zum Dämon und Verräter beim Kampf gegen das Chaos. Er kehrte zurück nach Ralios und errichtete sein dämonisches Dunkles Imperium. Nur wenige erkannten sein teuflisches Werk, denn er war jetzt ein Dämon Gbajis, des Teufels.
Die heilige Kirche von Borist war gezwungen, sich weit in den Osten von Ralios zurückzuziehen, von wo aus ihr Orden weiter gegen das Chaos zog. Stets versuchten die Agenten des Chaos die Boristi zu vernichten, doch sie behielten ihre Geheimnisse immer für sich und ließen sich nie fehlleiten, denn sie wussten um die dämonischen Schliche des Teufels. Denn wir wissen, dass der Teufel noch immer lebt. Deswegen sind wir stets auf der Wacht, denn eines Tages wird er zurückkehren und versuchen, bittere Rache an seinen ärgsten Feinden, den Boristi, zu nehmen.

Als die Gottlerner nach Ralios kamen, erkannten die Boristi, dass sie zusammen mit diesen Zauberern das dämonische Dunkle Imperium vernichten konnten. So schlossen sie ein Bündnis mit den Gottlernern. Sie halfen ihnen dabei, die heidnischen Orlanthis zu vernichten. Doch auch die Gottlerner fielen durch ihre Gier nach Wissen dem Teufel anheim. Sie drangen in die Geheimnisse der Boristi ein, um diese zu vernichten. Doch wir erkannten den Betrug der dämonischen Gottlerner und schlossen unseren Ring fester. So gründeten wir das Geheime Register der Boristi, und nur ein Mitglied dieses Registers hat Zugang zu den Inneren Geheimnissen der heiligen Kirche der Boristi. Dieses Geheime Register lehrte die Gottlerner das Fürchten. Da die Gottlerner allerdings feige Zauberer waren, die die offene Feldschlacht mieden, schickte die heilige Kirche der Boristi ihre Streiter im geheimen zu ihnen, um sie im Schatten zu töten. So wurde der Orden der Assasinen Borist gegründet.
Bis zum heutigen Tage sind die Boristi auf der Wacht vor der Rückkehr Gbajis und seinen Dämonen.

Theologie
Es gibt nur einen Gott, und das ist der Unsichtbare Gott und Malkion und Hrestol sind seine Propheten. Es gibt keine Götter neben ihnen.
Der Teufel ist stets um uns in allen Wesen auf der Welt. Nur diejenigen, die sich der Zeremonie der Reinigung (siehe unten) durch die Priester Borist unterziehen, sind frei vom Chaos. Ihnen sind die Sünden vergeben und sie werden die Freude des Herzens erhalten.

Es ist das heilige Ziel unserer Kirche, das Chaos des Teufels zu vernichten. Dafür haben wir mehrere Mittel:
- der heilige Orden der Ritter von Borist: Sie sind die offenen Streiter beim Kampf gegen das Chaos. Sie kennen weder Furcht noch Verwirrung durch das Chaos. Sie verteidigen unsere Kirche gegen alle Ungläubigen unter den Malkioni.
- der heilige Orden der Assasinen von Borist: Sie kämpfen im Verborgenen gegen die versteckten Dämonen, die unerkannt unter den Menschen leben. Sie vernichten alle Feinde der heiligen Kirche von Borist.
- die heiligen Priester von Borist: Sie reinigen das Volk von Sünden und den Einflüssen des Teufels. Sie entziehen dem Chaos die Lebenskraft. Sie werfen die Sünden des Volkes auf den Teufel und seine Kreaturen, auf dass das Volk frei von Sünden sei.

Wir folgen dem Gesetz Malkions, denn wir zerstören nicht das was wir lieben, sondern unsere Feinde. Deswegen ist das Stehlen von Eigenschaften ein legitimes Mittel, um dem Chaos Kreaturen die Lebenskraft zu entziehen. So können die Priester diese Energie beim Kampf gegen das Chaos und den Teufel, sowie alle Feinde der heiligen Kirche von Borist einsetzen.
Wir glauben an die vier Kasten: Bauer, Ritter, Priester und Herr. Jeder ist in seine Kaste geboren, und es ist wider des Willen Malkions, diese Kaste zu wechseln. Nur heilige Männer können dies.
Der Feind des Unsichtbaren Gottes ist der Teufel, auch Gbaji, der Betrüger und Tyrann, genannt. Er führt ein dämonisches Herr von verderbten Chaosgöttern und Dämonen an. Chaos ist boshaft und kämpft ununterbrochen, um den Glauben an den Unsichtbaren Gott zu zerstören. Arkat, der Betrüger, ist einer seiner Dämonen und er wird, wie der Teufel, eines Tages zurückkehren. Wir werden ihn dann vernichten.
Es gibt immer wieder Gläubige, die sich als zu schwach erweisen, um dem Chaos die Stirn zu bieten und ihm anheim fallen. Sie werden durch das reinigende Feuer von Borist von ihren Sünden befreit.
Die Frau ist im Vergleich zum Mann im Körperlichen und Geistigen schwach. Es ist die Verantwortung des Mannes, für sie zu sorgen und sie zu schätzen. Frauen dürfen niemals in der Ritter- und Priesterkaste einen Beruf ausüben, da sonst ihre Seele großen Schaden erleiden würde.

Hierarchie
Der Großmeister der heiligen Kirche von Borist in Borin ist der Führer unserer Kirche. Er hat die Macht, Großritter und Meisterassasinen der Kirche zu ernennen und sie, wenn sie gegen die Gesetze der Kirche verstoßen und die Geheimnisse der heiligen Kirche verraten, ihres Amtes zu entheben. Die Priester der Kirche sind seine Helfer, die ihm in der Verbreitung des Friedens der Seele zur Seite stehen.

RuneQuest Zauber:
Die Zeremonie der Reinigung
Berührung, Passiv, 10 Minuten bis hin zu mehren Tagen
Diese Zeremonie ist einer der ältesten und wichtigsten Zauber der Boristi. Mit diesem Zauber kann der Priester jedem Anhänger seine Sünden durch eine Art Beichte abnehmen, indem er in einer bestimmten Form seiner Charakteristika des Mana `bestiehlt'. Bei diesem Zauber muss sich der Anhänger in die Hände seines Priesters begeben, der ihn berühren muss. Die Prozedur ist, ähnlich wie dies vom `Stehlen' bekannt ist, sehr schmerzhaft, allerdings nimmt über die Jahre das Schmerzempfinden ab, da sich die Anhänger der Boristi sowieso mindestens einmal jährlich diesem Zauber unterziehen, damit sich das Chaos ihrer Sünden nicht in ihnen akkumuliert. Dies ist anders für Außenseiter (z.B. Opfer der Chaos-Mönche oder bei der Initiierung in die Kirche der Boristi-Kirche), da bei denen die Wurzel des inneren Chaos der Sünden viel tiefer sitzt und erst der Widerstand überwunden werden muss. Außerdem töten die Chaos-Mönche ihre Opfer noch, damit diese nicht wieder `rückfällig' werden.
Sünden werden in Bezug auf diesen Zauber in Einheiten berechnet. So erwirbt ein normaler Bauer der Boristi-Kirche in einem Jahr eine Einheit Sünden; ein Soldat ca. 2 - 3 Einheiten, währenddessen ein Bruu bis zu 10 bis 20 Einheiten ansammelt. Ein sündiger Malkioni kann somit ca. 1 - 3 Einheiten pro Jahr ansammeln. Sollte man sich besonderer chaotischer Schandtaten schuldig machen, wie z.B. das Erlernen von chaotischer göttlicher Zauber, dem Beitritt zu einem Chaoskult oder extrem destruktive Taten, wird für einen besonderen Anstieg dieser Einheiten gesorgt.
Diese Einheiten bewirken normalerweise nicht Schlimmes. Es ist eher wie eine Aura, die dieser Sünder um sich trägt. Nur unter ganz besonderen Umständen kann es dazu kommen, dass diese Aura erweckt wird, und der Sünder ein Chaotisches Mal erhält. Darin liegt auch die Gefahr für: die Boristi, denn sie akkumulieren in sich die Sünden all ihrer Schäfchen und nehmen in sich sehr viel mehr Einheiten auf, als sie ein normaler Mensch erträgt. Reinigen sie z.B. pro Jahr 100 Bauern, haben sie ein Einheitenpotential wie 5 Bruus, was sie stark der Gefahr aussetzt selber chaotisch zu werden. Daher verwenden sie Chaosmonster, denen sie diese Sündeneinheiten weitergeben. Sie erschaffen kleinere Chaosmonster ganz leicht dadurch indem sie ihren Vertrauten mit diesen Einheiten überziehen, früher oder später wird aus dem Affen, Vogel oder was auch immer ein Chaosmonster.
Bei der Zeremonie verliert jeder `Gereinigte' pro Einheit einen Ausdauerpunkt, einen Magiepunkt und einen Lebenspunkt, was die Prozedur teilweise sehr lange herauszögern kann; wird z.B. ein neuer Anhänger im Alter von 40 Jahren gereinigt, nimmt ihm dies bis zu 60 Einheiten, d.h. wenn die Zeremonie an einem Tag durchgezogen wird, ist der Anhänger am Ende des Tages gestorben. Diese Energien nimmt dann allerdings einjeder Boristi Priester in sich auf. Sollte er also eine Chaoskreatur innerhalb von 10 Minuten reinigen, ist diese garantiert hinüber. Und gerade das wäre das Ziel der Boristi.
(dieser Zauber wurde entwickelt von Peter Metcalfe, Ingo Tschinke und Sandy Petersen)

Wichtige Heilige

Malkion der Prophet
Malkion brachte das Wort des Unsichtbaren Gottes dem Volke und zeigte ihnen den Weg, wie sie die Große Dunkelheit überleben konnten. Er lehrte uns seine Gesetze und die Pflichten eines Volkes, sich in vier Kasten aufzuteilen.

Hrestol der Prophet
Hrestol lehrte uns, dass die Brithini in ihrer strengen Interpretation der Gesetze Malkions ein Fehler begehen. Seine Taten und seine höchste Selbstaufopferung zeigen uns, wie wir die Freude des Herzens und damit ewiges Heil erlangen können. Er ist auch dafür bekannt, die Konzepte der Ehre und der Ritterlichkeit gelehrt zu haben.

St. Quantan van deen Borist
Er ist der heilige Gründer unserer Kirche, dessen Lehren und Gesetze für unsere Kirche bestimmend sind. Er gab uns die Zeremonie der Reinigung von den Sünden und dem Chaos. Er zeigte uns, wie wir dem verderbten Chaos die Lebensenergie entziehen können, um es zu vernichten. Er ist unser leuchtendes Beispiel für alles, was wir tun.
Großritter der Heiligen Kirche von Borist, der uns in seinem Beispiel zeigte, dass jegliches Chaos nicht der Kampfkraft der Boristi-Ritter zu widerstehen weiß. Er tötete in den Gbaji-Kriegen die meisten Kreaturen des Teufels und gründete das Reich von Borin.
 

Einstellung zu anderen Sekten

Rokari
Diese Kirche hat sich von der Freiheit und dem Frieden der Völker abgekehrt. Sie verleugnen die Existenz der niederen Götter und des Chaosheeres des Teufels. Dadurch sind sie den Sünden des Teufels selbst anheim gefallen. Sie versuchen, die Boristi deswegen durch ihre dämonische Inquisition zu vernichten.

Hrestoli
Die Hrestoli verstoßen gegen das Gesetz Malkions, da sie die Aufhebung der Kasten predigen. Sie zweifeln, genauso wie die Rokari an der Existenz der anderen Götter, was sie blind gegenüber dem Frieden unter den Völkern werden lässt. Sie werden auch dem Chaos anheimfallen, wenn sie sich nicht zum wahren Glauben bekehren.

Galvosti
Dieser Kirche stehen wir am nächsten, doch sie scheuen den Kontakt zu uns, da sie den dämonischen Einflüsterungen des Teufels Glauben schenken, wir seien böse. Es hat aber immer ein Miteinander zwischen der Kirche von Nomia und der heiligen Kirche von Borist gegeben.

Die Henotheistische Kirche von Azilos
Der Graf von Azilos ist der Führer dieser Kirche. Er behauptet der Erbe Arkats zu sein und damit der Erbe eines Dämons des Teufels! Seine Kirche ist böse und muss vernichtet werden.

Die Henotheistische Kirche von Otkorion
Diese Kirche hat sich die Ketzerei zum Ziel gesetzt, da sie erklären, einer der niederen Götter, Orlanth, sei gleich dem Unsichtbaren Gott. Diese Henotheisten sind keine Malkioni und als Anhänger der niederen Götter anzusehen, denn sie verbreiten ketzerische Irrlehren.

Die Stygische Kirche von Naskorion
Diese Kirche glaubt an Arkat, den Betrüger, als seinen Heiligen. Sie behauptet, dass Arkat nach seiner Rückkehr diese Kirche gegründet habe. Sie leugnen, dass Arkat ein Dämon war. Diese Sekte ist des Teufels eigene Brut. Sie darf nicht mehr länger existieren.


Die Realität stellt sich allerdings ganz und gar nicht so heroisch dar, wie diese Darstellung der Kirche der Boristi, gegenüber ihren niederen Anhänger darstellt. Viele Priester und Zauberer der Boristi wissen, dass diese Kirche sich in ihren fast 1.500 Jahren ihrer Existenz einem vielfachen Wandel zu unterwerfen hatte, der der Kirche zwar das Überleben sicherte, sie allerdings auch korrumpiert hat. Darum folgt nun eine Darstellung der Kirche der Boristi, wie sie vielleicht von einem Priester, der um die internen Schwierigkeiten dieser Kirche weiß, zu hören sein wird:
Die Kirche der Boristi ist eine der ältesten von ganz Ralios. Wir haben uns stets allen Anfeindungen unserer Gegner widersetzt, auch wenn es dazu nötig war, mit dem geheimen Register der Boristi in den Untergrund zu gehen. Dies hat allerdings über die vergangenen Jahrhunderte zu vielen Problemen geführt, mit denen wir uns jetzt immer wieder konfrontiert sehen.
Die Kirche der Boristi hat sich in eine Seite des Lichts und der Dunkelheit gespalten. Dies kam durch die Dezentralisierung der Kirche von St. Borist zustande, denn einjeder Großmeister regiert über seine Anhänger in den verschiedenen Stadtstaaten nach Gutdünken, anstatt nach den Anweisungen einer zentralen Autorität (da es eine solche nicht gibt), so wie dies noch vor vielen Jahrhunderten der Fall war, bevor die Gottlerner nach Ralios kamen. Dadurch haben sich die verschiedenen Auslegungen der Religion von St. Borist gebildet. Grundsätzlich sind die Ziele dieselben, doch einige Anhänger unserer Kirche sind der Dunklen Seite der Erleuchtung verfallen und nutzen das Chaos für ihre Zwecke aus. Das schlimmste Beispiel hierfür sind die Chaosmönche, die Freude daran empfinden, das Chaos und Mutationen über die Welt zu verbreiten, um so neue Anhänger in ihre Arme zu treiben.
Natürlich ist es unter allen Priestern der Boristi Gang und Gebe, sich eines Chaoswesens zu bedienen, um so die Energien, die durch die Zeremonie der Reinigung (siehe unten) aufgenommen werden, auf diese Wesen zu werfen. Außerdem wird es mittlerweile auch als durchaus statthaft angesehen, dieses oder andere erschaffene Chaosmonstren den Gläubigen als Opfer vorzuwerfen, um es durch diese vernichten zu lassen. Durch diese Zeremonie des Sieges von St. Borist über das Chaos gewinnt man sehr gut Gläubige und es veranschaulicht einem jeden, welche vernichtende Kraft dem Glauben der Boristi innewohnt.
Der Glaube an die Kirche von St. Borist ist von vielen Dekanen, Kaplänen und Priestern eher zu einem Glauben für einzelne Individuen gemacht worden. Denn ein jeder Adliger strebt danach ohne Sünden vor seinen Schöpfer treten zu können, um so den Trost Malkion zu erhalten. Durch die Zeremonie der Reinigung ist es möglich, dass ein Fürst, Ritter oder König ein Leben voll von Sünden führen kann und dass sein Hofpriester ihm diese durch die Zeremonie der Reinigung abnimmt. So gelingt es vielen Priestern der Boristi, Adlige unter ihren Machtbereich zu bekommen, um sie zu manipulieren und sich ihrer, ganz im Sinne von St. Borist, im Kampf gegen Gbaji und Arkat zu bedienen. Ich akzeptiere diese Handlungsweise und heiße sie durchaus willkommen.
Eine große Gefahr für den einzelnen Priester ist allerdings die Summierung dieser Versündigungsenergien. Es ist in Borin schon oft vorgekommen, dass einer unserer Priester zuviel an diesen Energien in sich aufgenommen hat und dadurch selbst der Dunklen Seite der Erleuchtung verfiel, oder, schlimmer noch, selbst zu einem Chaosmonster wurde. Es ist und bleibt ein Spiel mit dem Feuer, den Kampf gegen Gbaji zu führen. Viele von diesen entarteten und mutierten `Wesen' leben noch heute in den Katakomben unter der Burg von Borin. Dies hat uns den Spitznamen 'Tintenfische' eingebracht.
Die anderen Religionen der Malkioni verachten euch wegen eures Umgangs mit dem Chaos, doch wissen sie nicht, dass gerade wir es sind, die die Welt vor der Bedrohung des Chaos schützen. Wir haben in letzter Zeit von vielen Prophezeiungen gehört, die darauf hindeuten, dass Arkat/Gbaji wieder zurückkehren wird, um Ralios zu vernichten. Viele Religionen liebäugeln damit unter Gbaji, die Macht zu ergreifen. Wir werden das verhindern. Tot dem Arkat!!

Die Gilde der Chaosmönche
von Peter Metcalfe

In den Augen der normalen Bevölkerung von Ralios handelt es sich bei der Gilde der Chaosmönche um eine Horde Verrückter, die Mord, Krankheit, Mutationen und Verderbnis zu Ehren ihres geheimen Gottes verbreiten. Es ist allgemein bekannt, dass sie in der Schreckenszeit auftauchten, die in Ralios nach den Chaoskriegen herrschte. Es hat sich seither als unmöglich erwiesen, diese Ketzerei auszurotten. Am stärksten ist die Gilde in Tikos vertreten, welches vor nicht all zu langer Zeit unter einem schrecklichen Aufstand dieser Irren zu leiden hatte. Alle rechtschaffenden Menschen fürchten ein solches Gemetzel, das eine erneute Revolte mit sich bringen kann.
Die Wahrheit über die Chaosmönche ist indes noch viel beunruhigender. Die Chaosmönche sind eine Splittergruppe der Kirche der Boristi. Sie glauben fest daran, wie auch ihre Brüder im Geiste, dass jemand nicht den `Trost Malkions' erfahren kann, solange er nicht vom Chaos gereinigt wurde, welches alles Existierende befleckt. Dementsprechend erreichen in der Sichtweise der Chaosmönche alle `Ungereinigten' niemals den Trost und sie sind dazu verdammt, bis zu ihrem Tode in der materiellen Welt zu verbleiben.
Die Chaosmönche wissen um die Geheimnisse des Martyriums. Dies ist eine geistige Disziplin, durch die jemand den `Trost' erhalten kann, ungeachtet der Tatsache, dass er vom Chaos befleckt ist. Das Martyrium ist eine äußerst beschwerliche Disziplin, die nur durch Jahre des Studiums und des Gebets erreicht werden kann. Die Gildenmitglieder, die diesen Status noch nicht erreicht haben, sind als Novizen bekannt. Sie unterstehen den Mönchen und müssen deren Befehlen gehorchen. Ein Novize darf niemals jemanden `reinigen', allerdings agieren sie als Agenten für die Mönche, welche sich nicht mehr unter der normalen Bevölkerung bewegen können, ohne gleich als das, was sie sind, erkannt zu werden. Dies würde für jeden Mönch den sofortigen Tod als Ketzer bedeuten.
Die Mönche dürfen die Zeremonie der Reinigung als Beichte vollziehen und sie tun dies auch so oft sie nur können. Sie reinigen nicht die Novizen, sondern meist unfreiwillige Opfer, welche ihnen durch die Novizen zugeführt werden. Diese unschuldigen Opfer werden durch die `Beichte' gereinigt und werden somit durch diesen Zauber frei von Sünden und Chaos. Danach tötet man sie. Dadurch ist sichergestellt, dass sie nicht mehr durch das Chaos korrumpiert werden können und die Opfer sind sich so des Trostes Malkions sicher. Somit handeln die Chaosmönche stets aus guten Motiven heraus.
Die Chaosmönche nutzen dieses, sich auf diese Weise angeeignete Chaos, nicht um Monster zu erzeugen, sondern sie behalten es in sich, so dass dieses Chaos nicht mehr länger dazu in der Lage ist, die Welt zu beschmutzen. Dieses Chaos wird dann durch den Tod des Mönches vollends vernichtet. Je mehr Seelen die Mönche allerdings retten, desto mehr mutieren dadurch auch die Mönche an Geist und Körper. Die Mönche fürchten dieses Ende nicht, denn sie sind Märtyrer und erreichen dadurch garantiert den `Trost Malkions'. Sie haben gut daran getan, das Chaos in der Welt zu reduzieren wenn sie sterben und diejenigen, welche noch ungereinigt sind, haben dadurch eine bessere Chance, den `Trost Malkions' zu erhalten.
Im Finalstadium ihres Lebens ist der geistige Zustand der Mönche meist so dermaßen verdreht und verworren, dass sie so manches Mal ihre ursprünglichen Motive vergessen und dadurch häufig Schrecken und Zerstörung unter denen verursachen, die sie eigentlich retten wollten. Da in diesem Fall trotzdem der Mönch und seine Opfer den `Trost' erlangen, wird diese Art Ausbruch von der Gilde nicht als Katastrophe angesehen. Sollte ein Mönch von den rechtschaffenden Autoritäten aufgegriffen und exekutiert werden, so stirbt dieser stets mit einem `Siegesgebet' an den Unsichtbaren Gott mit dem was von seinen Lippen noch übrig ist...


Dieser Artikel wurde entnommen aus „SchattenKlinge“ Nr. 15 und ist © Copyright 1996, 2002 by Ingo Tschinke


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