Dorastor - Land of Doom
Rezension von Jörg Baumgartner

Dieses Kind der RuneQuest-Renaissance bei Avalon Hill ist ein ziemlich zwiespältiges Produkt. so dass der mitgelieferte Pfad der Illumination, ein Kult, der beide Seiten eines Problems zu betrachten lehrt, bei der Betrachtung hilfreich ist.

Das 130 Seiten starke Buch wird mit einer schönen Farbkarte von Dorastor und einem der mittlerweile obligaten Zusatzhefte (16 Seiten) ausgeliefert.

Das Titelbild sieht auf den ersten Blick wie ein naives Gemälde von Bruus und Lunaren aus. Diese Wirkung ist beabsichtigt, weil es einen Ausschnitt eines Buntglasfensters des Tempels des Roten Imperators in der Hauptstadt Glamour darstellen soll. Mit diesem Wissen betrachtet verliert das Bild den kindlichen Eindruck, man sieht die lunare Propaganda am Werk, aber meiner Ansicht nach hätten ein paar gezeichnete Fensterrahmen diesen Eindruck schon beim ersten Betrachten bewirken können.

Die Innenillustrationen fallen in zwei Kategorien: Zum einen gibt es die üblichen "realistischen" Zeichnungen deren Qualität annehmbar bis gut ist, zum anderen werden viele der Bewohner Dorastors auch im Stil von Holzschnitten abgebildet, wie sie in Schriftstücken der Spielwelt vorkommen könnten Auch hier wäre eine künstliche Alterung zur Markierung dieser Schnitte wohl besser gewesen.

Inhaltlich besteht das Supplement aus vier Teilen:

l. Beschreibung des Landes
In der 16 Seiten starken Heftbeilage findet der Spielleiter Dokumente, die aus gloranthischer Perspektive über Dorastor und das benachbarte Talastar berichten. Die objektive Geschichte der beiden Länder, die in der Geschichte des Ersten Zeitalters eine so große Rolle gespielt haben eine Beschreibung der wichtigsten Völker von Dorastor (zwei Gruppen Aldryami, Bruus. ein Spinnenvolk und die primitiven Telmori-Werwolfleute) sowie die interessantesten Örtlichkeiten des Landes nehmen die ersten 36 Seiten ein.

2. Die Begegnungen
Mit 48 Seiten machen die Begegnungen den Hauptteil des Buches aus. Ich finde das schade, denn die meisten Begegnungen sind für normales Spiel (wie z.B. die Riskland-Kampagne) wenig geeignet, da viel zu übermächtig. Interessanter, wenn auch noch mächtiger, sind die speziellen Begegnungen die zumindest ein Gefühl für Dorastor und seine Eigenarten vermitteln Aus der lunaren Handelskarawane kann man eine ganze Kampagne entwickeln, und Ralzakark, Einhornköpfiger Herrscher der Bruus, läaat das Chaos in neuem Licht erscheinen sozusagen illuminiert.

3. Die Risklandkampagne
Nach den übermächtigen ersten beiden Teilen liefert diese Kampagne eine Möglichkeit, auch mit nur mäßig erfahrenen Charakteren in Dorastor zu spielen. Der Rote Imperator erlaubt Orlanth-Anbetung in seinem Herrschaftsgebiet! In den Flusstälern des östlichen Dorastor können in Ungnade gefallene Adlige des Imperiums, fromme Orlanthanbeter und auf ihre Chance hoffende mittellose Orlanthi aus Talastar eine neue Existenz gründen. Die Stimmung ähnelt den Wildwest-Pionierfilmen die Kampagne liefert darüber hinaus auch noch Regeln für die Bewirtschaftung eines Gehöfts.
Die Kampagne besteht aus einer losen Folge von Ereignissen die den neuen Siedlern des Renekot-Clans ihre Ansiedelung erschweren.

4. Drei neue Kulte
Telmor Wolfsvater, Gott der Telmori Wolfs-Hsunchen, die außer in Dorastor auch in Sartar und Ralios eine größere Rolle spielen Dorasta Göttin des Landes (eine der Korngöttinnen aus Glorantha - Die Götter), und Nysalors Pfad der Illumination schließen den Band ab. Besonders die Beschreibung der Rätsler gibt einen Einblick sowohl in die Geschichte Gloranthas als auch in die Rolle der Roten Göttin deren Priester alle illuminiert sein müssen.

Mit Dorastor hat die Reihe der RuneQuest 3-Veröffentlichungen das "Ghetto' Prax und Sartar verlassen und eine andere Gegend von Glorantha als Kampagnenhintergrund erschlossen Ob mit diesem Supplement neue Märkte erschlossen werden können wage ich zu bezweifeln da der Hintergrund doch sehr viel Erfahrung mit Glorantha voraussetzt.


Dorastor - Land of Doom
von Sandy Petersen und Greg Stafford
Avalon Hill; 1993
130 Seiten, (Out of Print)


Diese Rezension wurde entnommen aus „FreeINT“ Nr. 6 und ist © Copyright 1993, 2002 by Jörg Baumgartner