Shadows on the Borderlands
Rezension von Ingo Tschinke

Shadows an the Borderlands ist die dritte Publikation von Avalon Hill unter der Federführung von Ken Rolston. Ihm ist es gelungen, den guten Stil aus „Sun County“ und „River of Cradles“ in „Shadows an the Borderlands“ nicht nur beizubehalten, sondern sogar zu steigern. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Veröffentlichungen ist diese zum größten Teil ein reines Abenteuerbuch, welches drei Abenteuer und für die Abenteuer nötige Informationen enthält. Diese Abenteuer sind aufgrund ihres Hintergrundes eng mit den Informationen aus „Sun County“ und „River of Cradles“ verknüpft.

Zwei der enthaltenen Abenteuer sind bewährte Abenteuer, die bereits etwas älteren Datums sind und in der englischen Zeitschrift „White Dwarf“ in den Ausgaben Nr. 51 und 85 veröffentlicht wurden. Inhaltlich wurde insbesondere das zweite Abenteuer, „Dyskund Caverns“ (ehemals „Black Broo of Dyskund“), modifiziert und erheblich erweitert. In allen drei Abenteuern müssen die Spielercharaktere sich dem Kampf mit dem Chaos in den verschiedensten Formen stellen und es besiegen Untereinander sind die Abenteuer auf eine gut spielbare Art und Weise verknüpft, so saß man als Spielleiter sie auf Wunsch fast nahtlos ineinander übergehen lassen kann.

Das erste Abenteuer, „Gaumatas Vision“ von Michael Dawson, spielt im Süden vom Sun County. Es beginnt damit, saß der Hüter des Lichtes, Gaumata der Fremde, eine Vision hat, die ihm von seinem Gott Yelmalio gesandt wurde. Die Vision ist voller Metaphern und Obskuritäten, denn Gaumata sieht in seinem Traum einen kleinen Ort im Sun County, in dem nichts mehr so ist, wie es sein sollte. In seinem Traum sieht er dort eine Frau umherwandeln, der schleimige Stöcker im Gedärm stecken, Männer, die wie ausgetrocknete Leichen in der Sonne braten, und keinerlei Kinder, lediglich kleine Monster, die in den Feldern blutige Feste zelebrieren Nicht weit von dem Ort sieht Gaumata den Quell des Chaos, von dem sich das Chaos über ganz Sun County ausbreitet. Dies gilt es zu verhindern. Die Sun County-Herrscher wollen Aufklärung darüber, was an der göttlichen Vision wahr ist, und senden Militäreinheiten durch alle Dörfer, die in Frage kommen könnten Michael Dawson hat aber auch andere Einstiegsmöglichkeiten für das Abenteuer gegeben Die Spielercharakter messen sich mit sehr subtilen und obskuren Geschehnisse in einem kleinen Dorf auseinandersetzen, an dem nicht sofort zu erkennen ist, dass dort etwas nicht stimmt. Der Spielverlauf in diesem Abenteuer ist sehr von dem Können und Reaktion der Spielercharaktere abhängig, und besonders das Rollenspiel als solches ist hierbei gefordert. In dem Abenteuer Gaumatas Vision spielt die Rasse der Oger eine wichtige Rolle, weswegen die Informationen aus dem Handout in dem Kapitel „Eat your enemy in secret. What the ogre talon said“ unentbehrlich sind Aber auf welche Weise auch immer „Gaumatas Vision“ endet, es gibt fast immer die Möglichkeit, nahtlos in den Dyskund Caverm weiterzuspielen.

„Dyskund Caverns“ von Ken Rolston ist das zweite Abenteuer in diesem Band. Hierbei handelt es sich um ein ausgedehntes Höhlensystem in den lunaren "Grantlands", in welchem der Kult Thanatars im Zweiten Zeitalter einen Schrein gegründet hatte. Die Spieler haben es in diesem Abenteuer gleich mit drei äußerst verschiedenen Chaoskulten zu tun, dem Kult Thanatars dessen Anbeter sich durch die abgetrennten Köpfe ihrer Opfer sich deren Wissen zu eigen machen, dem Oger-Kult Cacodemons und dem Gott der Vampire Vivamort. Auch die Gegner haben in neuen Version erheblich an Anzahl und Stärke gewonnen gegenüber der alten „Black Broo of Dyskund“-Version. Man kann allerdings recht schnell feststellen, dass dies Abenteuer in dem neuen Setting erheblich stimmiger ist. Wahrend die Spieler versuchen, das Chaos in dem Höhlensystem zu vernichten, durften sie mehr oder minder langsam realisieren, dass die Chaoswesen sie mit fingierten Schriftrollen hierher in die Falle gelockt haben, um sich ihrer Köpfe zu bemächtigen. Womit die Jagd aufeinander erst richtig beginnt. Dieses Abenteuer lebt hauptsächlich von der Atmosphäre, die sich durch die Gefährlichkeit und Obskurität dieses Chaoskultes im Verlauf des Abenteuers entsteht. Der Kult Thanatars stellt die Antithese zum Kult Lhankor Mhys dar, des Gottes von Wissen und Weisheit. Zur besseren Spielbarkeit dieses Chaoskultes wurde deswegen in dem Abenteuerbuch die Kultbeschreibung Thanatar von Paul Jaquays, Sandy Petersen und Greg Stafford beigefügt, die sich am Ende des Buches finden lässt.

„A tale to tell“ von Jon Quaife war in seiner älteren Version als Fortsetzung zu dem Abenteuer aus dem RuneQuest2-Supplement „Borderlands“, „Muriahs Revenge“, gedacht, erweist sich aber auch ohne diesen Zusammenhang als sehr gut spielbar. In diesem Abenteuer führt eine uralte Schriftrolle und eine mysteriöse Schnitzerei, in einem Alten Turm im Sun County, die Spieler zu einem 1.000 Jahre altem Schrein des Chaosgottes Tien, eines Aspekts von Thanatar. An diesen Schrein gebunden ist der Geist von Ormelius, eines Lhankor Mhy-Weisen, der die Spielercharaktere bittet, ihn zu befreien, denn die Verzauberungen zwingen ihn, Tien und der Beherrscherin des Schreins, der Malia-Priesterin Muriah, zu dienen Durch die Zerstörung des Schreins ist die Macht dieser Hexemneisterin gebrochen, und die Spieler können sich aufmachen, die Bruus zu verfolgen, die zu den "High Holes", dem Unterschlupf von Muriahs Bande, geflohen sind Dort angekommen können sie den Bruus ein blutiges Ende bereiten, sofern sie dazu in der Lage sind. Auch zu diesem Abenteuer findet sich im Handout ein sehr nützliches Kapitel und zwar: „What do want? Shut up! What the Broos shaman says.”

Insgesamt lässt sich über „Shadows on the Borderlands“ sagen, dass Avalon Hill damit die RuneQuest - Renaissance im positiven Sinne weiter voran getrieben hat. Die enthalten Abenteuer sind in sich stimmig und in einem Glorantha-Setting sehr gut spielbar. Durch die hilfreichen Handouts, die neben den Statistiken aller Nichtspielercharaktere viele Information für die Spieler enthalten, gewinnen die Abenteuer noch mehr an Attraktivität. Außerdem hegen für die Abenteuer „Dyskund Caverns“ und „A tale to tell“ dem Buch zwei anschauliche Karten bei, auf denen die Dyskund Caverns und die High Holes dargestellt sind Besonders hervorzuheben sind die gelungen Illustrationen in „Shadows on the Borderlands“. Das Titelbild stammt von Roger Raupp, der bereits die gelungen Titelbilder von „Sun County“ und „River of Cradles“ zeichnete. Aber auch die Illustration, von John Snyder und John Brigdes im inneren des Buches sind erheblich besser als die Illustrationen in „River of Cradles“. Zusammen mit „Sun County“ und „River of Cradles“ kann man als Spielleiter mit „Shadows on the Borderlands“ eine sehr ausgedehnte Kampagne in Prax spielen.


Shadows ohn the Borderlands
von Michael Dawson, Ken Rolston und Jon Quaife
Avalon Hill; 1993
82 Seiten, (Out of Print)


Diese Rezension wurde entnommen aus „FreeINT“ Nr. 5 und ist © Copyright 1993, 2002 by Ingo Tschinke